München – Sie sind die heimlichen Aushängeschilder der Fußball-Abbteilung beim TSV München-Solln. In derart hohen Ligen wie sie ist niemand anderes im Klub unterwegs. Die Rede ist von den Schiedsrichtern Philip Degenfelder (24)  und Quirin Wildhagen (21). Beide wurden im Vorfeld der Spielzeit 2021/22 in die nächsthöhere Liga eingestuft. Degenfelder darf künftig Partien in der Landesliga leiten, Wildhagen in der Bezirksliga. Kein Wunder, dass Fußball-Abteilungsleiter Marcus Schulz angesichts dieser Erfolge voll des Lobes über die beiden Schiedsrichter-Aushängeschilder des TSV München-Solln ist: „Wir als Verein sind natürlich stolz auf unsere erfolgreichen Schiedsrichter.“

Im Frühjahr 2016 startete der damals 18-jährige Degenfelder seine Schiedsrichter-Laufbahn. Der Grund: „Mein fußballerisches Talent hatte seinen Höhepunkt erreicht“, erklärt der langjährige Torhüter des SV Pullach und TSV München-Solln halb im Ernst, halb im Spaß. Und tatsächlich: Schnell kristallisierte sich heraus, dass Degenfelders Fähigkeiten an der Pfeife größer sind als zwischen den Pfosten. Seine Parallelen zu Vereinen wie RB Leipzig und Türkgücü München? Es ging rasant nach oben.  Das Prozedere am Ende Saison war jedes Jahr dasselbe: Aufstieg in die nächsthöhere Liga. Der (vorläufige) Höhepunkt folgte dann diesen Sommer. Degenfelder darf ab kommender Saison Partien in der Landesliga – sechsthöchste Spielklasse – leiten. Beeindruckend für jemanden, der vor fünf Jahren noch in Liga zehn seine Anfänge als Schiedsrichter gemacht hatte. 

Mit Talent alleine, welches beim 24-Jährigen offensichtlich vorhanden ist, ist so ein Aufstieg selbstverständlich nicht zu schaffen. Spielfreie Wochenenden gibt es für den Medizinstudenten praktisch nicht. Meistens einmal, manchmal auch zweimal, ist er im Einsatz, will sich stetig verbessern. Und nimmt aus den Spielen nicht nur Schiedsrichter-spezifische Dinge für sich mit. „Jede Partie ist eine kostenlose Persönlichkeitsschulung. Du lernst, einen kühlen Kopf zu bewahren.“ Eine Eigenschaft, die sowohl als Referee als auch als angehender Arzt mehr als nützlich ist. Nicht falsch verstehen: Bei aller Ernsthaftigkeit ist das Schiedsrichterdasein für Degenfelder natürlich auch ein Hobby, viel mehr als nur ein reiner Job: „Es macht unfassbar viel Spaß, den Fußball Woche für Woche auf diese Art zu erleben.“

Jetzt also Landesliga – das nächste Kapitel der bisherigen Erfolgsgeschichte. Das letzte? Wie weit nach oben kann es gehen? Fragen, die Degenfelder momentan noch nicht beantworten kann. Erst einmal fokussiert er sich voll und ganz auf die neue Aufgabe. „Das wird eine riesige Herausforderung, auf die ich mich sehr freue.“ Klar ist: Nach oben hin wird es immer schwieriger für Referees, eine Liga aufzusteigen. Utopisch ist die Bayernliga selbstverständlich auch nicht. Als Linienrichter durfte Degenfelder dort bereits sein Können unter Beweis stellen. „Die Spiele in der Bayernliga waren absolute Highlights.“ Auch wenn er grundsätzlich „stolz“ sei, in der Landesliga pfeifen zu dürfen, betont er auch: „Solange es eine Liga über deiner jetzigen gibt, sollte es immer das Ziel sein, irgendwann weiter aufzusteigen.“

Immer weiter aufsteigen. Damit hat auch das zweite Schiedsrichter-Aushängeschild des TSV München-Solln, Quirin Wildhagen, in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht. Die Sommerpause hatte auch für ihn erneut eine gute Nachricht parat: Aufstieg in die Bezirksliga. Der 21-Jährige ist seit 2014 in der Schiedsrichtergruppe München-Süd tätig. Als Assistent stand er bereits in der Landesliga an der Linie, nun folgt als Schiedsrichter der Aufstieg in die Bezirksliga. „Es macht mir einfach unfassbar viel Spaß“, erklärt Wildhagen seine Passion für das Schiedsrichterdasein. Und auch er schätzt – genauso wie Degenfelder – das zwischenmenschliche Know-How, das man sich als Referee aneignet. „Der Umgang mit verschiedenen Charakteren Woche für Woche gefällt mir besonders gut.“ Anders als Degenfelder ist Wildhagen auch gelegentlich weiterhin als aktiver Fußballer unterwegs – er stürmt – wenn es die Zeit zulässt – für den TSV München-Solln in der Kreisklasse. 

Abteilungsleiter Schulz hofft darauf, dass sich mehr junge Mitglieder dazu entscheiden, den Weg der beiden Vorzeige-Referees im Verein zu gehen. Mit Degenfelder als Schiedsrichter-Obmann hätten die Nachwuchskräfte einen direkten Ansprechpartner im Klub, der gezeigt hat, wie man sich hocharbeiten kann in der Schiedsrichter-Szene. Auch deshalb betont Schulz: „Die beiden Jungs (Wildhagen und Degenfelder, Anm. d. Red.) sind natürlich tolle Vorbilder für mögliche Nachwuchs-Schiedsrichter im Verein.“ Allgemein hat die Schiedsrichter-Szene in Bayern kein Problem mit Neueinsteigern – die Neulingskurse sind regelmäßig gut besucht. Das Problem liegt eher darin, dass viele junge Referees durch Konflikt-Erfahrungen auf und leider vor allem neben dem Platz bereits früh wieder vergrault werden. Ein Unding für Degenfelder, der deshalb fordert: „Die Schiedsrichter müssen auf dem Platz mehr Respekt und Anerkennung erfahren.“ Ist dies der Fall, zahlen es die Referees es mit starken Leistungen zurück. Degenfelder und Wildhagen sind das beste Beispiel dafür.

Autor: TSV München-Solln