Bei der 3:4-Niederlage gegen den FC Kosova hatten die Jungs vom TSV Solln I einen durchaus brauchbaren Eindruck hinterlassen. Die ausgeglichene Punktebilanz aus 2 Siegen und 2 Niederlagen las sich doch besser als in der Vorsaison, in der Solln bis zum 4. Spieltag nur 4 Punkte gesammelt hatte, um anschließend wochenlang nichts als Pleiten einzustecken. Auch die aktuellen Gastgeber vom FC Neuhadern standen vor dem 5. Spieltag mit 6 Punkten da, was aber aus der Sicht eines Bezirksliga-Absteigers wahrscheinlich zu wenig war. Besonders die 1:2-Niederlage bei der FT Gern dürfte die Haderner mächtig gewurmt haben.
Es war also zu befürchten, dass die Sollner – zur ungewohnten Anstoßzeit am Freitagabend um 20 Uhr – auf „vermintes Terrain“, sprich: auf einen angriffslustigen Gegner treffen würden. Unter diesen Umständen war es mehr als ungünstig, dass zusätzlich zu den zahlreichen verletzten bzw. abwesenden Spielern auch noch Außenverteidiger Alex Hassinger rotgesperrt fehlte. Die beiden Defensivleute Alex Schrank und Anton Buergers saßen zwar auf der Bank, an einen Einsatz war aber nur im äußersten Fall zu denken. Coach Matias Blasenbreu machte aus der Not eine Tugend und bot erstmals den der A-Jugend entwachsenen Ben Burkert als Außenverteidiger auf, der davor bereits für die dritte Mannschaft gespielt hatte. Burkert bestritt die kompletten 90 Minuten voller Elan und war sozusagen der Lichtblick an einem ansonsten gebrauchten Abend. Außerdem rückte Mittelfeldmann Niek Khazali in die Abwehr und Linus Vogl für diesen in die Startelf. Wieder dabei war auch Sammy Schewe, der beim letzten Spiel leicht angeschlagen nur auf der Bank gesessen hatte.
Die Partie begann für die Gäste mit einem Paukenschlag, denn bereits in der 2. Minute zeigte Schiri Petzka nach einem eher harmlosen Foul von Niek Khazali an Kröll auf den Punkt. Pfleiderer ließ Fabian Greindl im Sollner Kasten keine Chance und brachte seine Haderner mit 1:0 in Führung. Die Erleichterung bei Spielern und mitgereisten Fans war groß, als Sammy Schewe kurz darauf nach Foul an ihm selbst zum Freistoß antrat und aus spitzem Winkel vorbei an Freund und Feind ins lange untere Eck zum 1:1-Ausgleich traf (4.). In der Folge zeichneten sich die Angriffslust der Platzherren ab. Zunächst konnten die Sollner sich noch erfolgreich dagegenstemmen und kamen sogar zu einigen wenigen eigenen Gelegenheiten (Khazalis Freistoß abgewehrt/6.; Kuglers Weitschuss ins Toraus/8.; Dedic nach Zuspiel von Jell ins Toraus/11.; Pfleiderer klärt vor Dedic ins Toraus/13.; folgender Eckball abgewehrt).
Die Verhältnisse kippten mehr und mehr zugunsten der Gastgeber, doch Solln hielt vorerst Stand (Khazali dreht gegen Kröll/15.; Burkert klärt gegen Flechsig ins Seitenaus/16.; nochmals Burkert ins Seitenaus/17.; Elsässer stört Brandl/17.; Greindl hält gegen Schwankl/18.). Danach konnte der Sollner Kapitän Basti Jell nach Einwurf von Khazali sogar einen Ausflug wagen, scheiterte jedoch an der Fußabwehr von Keeper Zellner (19.). Eine weitere Offensive, dieses Mal durch Niek Khazali per Weitschuss, wurde ebenfalls von Zellner beendet (22.). Noch verschonten die Platzherren die Sollner mit weiteren Treffern, denn zum einen hielt Fabian Greindl einen Weitschuss (20.), und zum anderen trafen Peterssen (21.) und Flechsig (23.) nur ins Toraus. Etwas später setzte sich Basti Jell gut gegen Hartmann durch (26.).
Nicht lange danach kamen die Gäste durch einen weiten Freistoß von Jell aus der eigenen Hälfte und anschließenden Diagonalpass von Khazali nach vorn, aber der Schiri pfiff Abseits. Weil Moritz Elsässer nach dem Pfiff trotzdem noch den Ball spielte (was ja gang und gäbe ist), präsentierte ihm der Unparteiische den gelben Karton wegen Unsportlichkeit (27.). Wenig später bekam auch Lejs Dedic Gelb, nachdem er Pfleiderer auf die Hacken gestiegen war (28.) und Letzterer eine Behandlungspause brauchte. Schwankls Freistoß blieb allerdings ohne Folgen, da Brandl im Nachschuss nur ins Toraus traf (30.). Bittere Folgen hatte hingegen ein Aussetzer des sonst als so sicher bekannten Sollner Keepers Greindl, der nicht mittig stand und somit nicht auf dem Schirm hatte, dass Jürgens‘ Schuss keineswegs links am Tor vorbeigehen, sondern links unten zum 2:1 einschlagen würde (32.).
Die Bemühungen der Sollner um den erneuten Ausgleich waren durchaus vernehmbar, wenn auch nicht von Erfolg gekrönt. Sammy Schewe scheiterte erst an der gegnerischen Abwehr und anschließend mit seinem Eckball an Keeper Zellner, und Niek Khazali konnte seinen Nachschuss ebenso wenig an dem Haderner Bollwerk vorbeischmuggeln (35.). Nicht viel später drehte Johannes Campe zwar die Spielrichtung, aber Zellner hielt (36.). Nachdem Ben Burkert den Ball erobert und Lejs Dedic auf Sammy Schewe gespielt hatte, klärte die Haderner Defensive dessen Querpass (37.). Mit einer Klärungsaktion plus weitem Ball brachte Luca Bausch Dominik Kugler in eine aussichtsreiche Position, doch die Kugel flog ins Toraus (38.). Das war es fürs Erste mit Torgelegenheiten aus Sollner Sicht, dann war man wieder mit Verteidigen beschäftigt. Ben Burkert setzte sich gegen Jürgens durch, und der Nachschuss eines anderen Haderner Offensivspielers landete auf dem Tornetz (39.). Keeper Greindl hielt einen Steilpass von Brandl (40.). Ben Burkert versetzte mit seinem Freistoß (nach Schubser an Linus Vogl) quer zu Basti Jell alle in Angst und Schrecken, denn bei einem derart schnellen Gegner kann das gewaltig in die Hose gehen. Freilich kann man auch weitaus ältere Akteure in dieser und auch in höheren Ligen bei derart kritischen Aktionen beobachten. Jedenfalls konnte Solln von Glück sagen, dass Yilmaz am Tor vorbeischoss (41.).
Im Pech hingegen war kurz darauf erneut Keeper Greindl, der einen Ball nur abklatschen konnte und gegen Krölls Nachschuss zum 3:1 machtlos war (42.). Nur gut, dass anschließend nach Schwankls Balleroberung Brandls Weitschuss im Toraus landete (43.). Und noch besser, dass der Unparteiische bald, d.h. ohne wesentliche Nachspielzeit, zur Pause pfiff.
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten war Luca Bausch bei Solln der Erste, der verletzt (mit Leistenproblemen) aufgeben musste. Benni Minov kam für ihn aufs Feld, während Johannes Campe in die Abwehr rückte. Gleich in der Anfangsphase blieb ein schöner Angriff der Gäste ausgehend von Kugler über Minov zu Vogl an der Haderner Abwehr hängen (46.). Wenig später versuchte Niek Khazali einen Einwurf für Neuhadern zu verhindern und „verschlimmbesserte“ die Lage, indem er das Spielgerät statt ins Feld ins Toraus lenkte. Brandls Eckball kam zum Glück auf dem Tornetz zu liegen (47.). Die richtige Lösung war die Klärung ins Toraus dann freilich für Johannes Campe, nachdem Jürgens sich erfolgreich gegen Benni Minov durchgesetzt hatte (Minov wehrt Brandls Eckball per Kopf ab/49.). Danach stieg Johannes Campe umsonst in die Höhe, denn Flechsigs Ball ging auch ohne sein Eingreifen ins Toraus, so dass es Abstoß gab (49.).
Nachdem Fabian Greindl gegen Jürgens im Nachfassen gehalten hatte, waren endlich wieder einmal die Sollner am Drücker. Ben Burkert luchste den Gastgebern den Ball ab und bediente Moritz Elsässer, aber der fand sein Ziel nicht (53.). Ein paar Minuten darauf tat Jürgens dem Sollner Keeper den Gefallen, die Kugel nicht richtig zu treffen, so dass Greindl halten konnte (55.). Wenig später verhängte der Unparteiische wegen eines Offensivfouls zwar einen Freistoß für Solln (der nichts einbrachte), aber eine gelbe Karte ging an Kapitän Basti Jell (wegen Meckerns/57.). Jell war nun der dritte Sollner Spieler, der sich in der restlichen Spielzeit zurückhalten musste.
Nach einer knappen Stunde war die Partie auch für Sammy Schewe vorbei, für den Luis Kunde auflief (58.). Schewe laboriert immer noch an seiner Muskelverletzung, die ihn – abgesehen von seinem klasse Freistoßtor – ungewohnt blass bleiben ließ. Verstärkte Offensivkraft versprach zwei Minuten später die Einwechselung von Lucas Painter für Linus Vogl (60.), denn eine halbe Stunde sollte theoretisch doch ausreichen, um zwei Tore für wenigstens einen Punkt aufzuholen. Es kam jedoch ganz anders. Fabian Greindl ließ sich zu einem Kommentar zu einer weit entfernten Spielsituation hinreißen, und Schiri Petzka zückte abermals eine gelbe Karte (60.). Diese wäre an sich zu verschmerzen gewesen. Weitaus schlimmer wirkte sich die Anwendung der (weithin unbekannten?) Passage aus „Regel 12“ der DFB-Fußballregeln (…“ein indirekter Freistoß wird gegeben, wenn ein Spieler … protestiert, anstößige, beleidigende oder schmähende Äußerungen und/oder Handlungen vornimmt oder sonstige verbale Vergehen begeht…) auf den Spielverlauf aus. Ein solcher indirekter Freistoß fand also pikanterweise unmittelbar vor Greindls Arbeitsplatz statt, so dass Jürgens wenig Mühe hatte, den Ball anzunehmen und den Sollnern das 4:1 einzuschenken (61.). Damit war für die Sollner eine erfolgreiche Aufholjagd in weite Ferne gerückt.
Immerhin begann der Unparteiische jetzt gelegentlich auch heimische Spieler zu verwarnen, so Krüll, der mit einem etwas rücksichtslosen Drehschuss Sollns Basti Jell erwischt hatte (64.) oder Hartmann, der den Ball bei der Ausführung eines Freistoßes durch Basti Jell blockiert hatte (66.). Unbeirrt davon setzte Neuhadern seinen Sturmlauf fort. Jürgens retournierte einen zu kurzen Abstoß und machte den 5:1-Endstand perfekt (67.). Danach sah es tatsächlich nochmals danach aus, als ob die Gastgeber die Sollner ein bisschen mehr kommen ließen, nur um im jeweils entscheidenden Moment wieder zerstörerisch einzugreifen. Weder die Einwechselung von Tobi Steger für Dominik Kugler (74.) noch die beiden Rückwechsel (Kugler für Dedic/78. und Dedic für Elsässer/84.) zogen Zählbares nach sich.
Trotzdem muss man den Sollnern zugutehalten, dass sie sich in der reichlichen Schlussviertelstunde keineswegs unsichtbar machten, sondern mehrmals mit schönen Chancen aufwarteten. Gegen Dominik Kugler klärte die heimische Abwehr ins Toraus, und Luis Kunde nahm Benni Minovs Eckball an, köpfte jedoch ans Außennetz (69.). Schwankl verhinderte, dass Dominik Kuglers Querpass bei Moritz Elsässer ankam (72.). Der eingewechselte Löfflad blockte Niek Khazalis Freistoß (links vom Strafraum) mit dem Rücken, dann nahm Khazali den Ball nochmals an und Basti Jell war vor Jürgens am Ball. Bei Keeper Zellner war jedoch Endstation (79.). Zellner hielt auch Moritz Elsässers Schuss nach Balleroberung von Lucas Paintner (81.). Der Haderner Schlussmann musste bei Lucas Painters Freistoß nachfassen, um Benni Minov an einer Ballannahme zu hindern (83.). Eine Minute später parierte Zellner einen Freistoß von Khazali sicher (84.). Gerne hätte sich Tobi Steger in die Statistik eingetragen, aber er nahm Minovs Diagonalpass etwas „krumm“ an und schoss links vorbei (85.). Lejs Dedics Ball nach Zuspiel von Campe ging drüber (89.).
Die aus der Perspektive der Gäste „wertvollste“ gelbe Karte des Abends holte sich übrigens Benni Minov in der letzten Minute der regulären Spielzeit ab, als er einen aussichtsreichen Vorstoß des FC Neuhadern per taktischem Foul unterband (90.). Der Freistoß von Löfflad brachte nichts ein, denn der ebenfalls eingewechselte Wassermann verfehlte mit seinem anschließenden Weitschuss den Sollner Kasten. Kurz darauf war Schluss.
Damit endete der offizielle Teil eines bitteren Abends für die Gäste. Danach bestand sicher noch viel interner Redebedarf hinsichtlich des Zustandekommens der viel zu hohen Niederlage. Ein humorvolles Fazit könnte lauten: „Besser einmal 5 Gegentore als fünf Mal 0:1 verloren.“ Es bleibt zu hoffen, dass die Sollner das beherzigen und am kommenden Freitag zu Hause gegen Aufsteiger TSG Pasing wieder punkten. (Bitte beachten Sie, dass das Spiel wegen der bevorstehenden Hochzeit von Keeper Maximilian Hassinger vorverlegt wurde!)
19.09.25: Kreisliga Mch. 2 – 5. Spieltag – FC Neuhadern – TSV Solln I 5:1 (3:1)
TSV Solln: Greindl, Jell, Khazali, Bausch (46. Minov), Burkert, Campe, Elsässer (84. Dedic), Vogl (60. Paintner), Dedic (78. Kugler), Schewe (58. Kunde), Kugler (74. Steger) – außerdem im Kader: Maximilian Hassinger (ETW), Buergers, Schrank
Tor: 1:1 Schewe (4./direkter Freistoß)
Gelbe Karten: Elsässer (27./Unsportlichkeit), Dedic (28./Foul), Jell (57./Reklamieren), Greindl (60./Reklamieren), Minov (90./takt. Foul)
Eva Ankenbauer